Gut betreut
Im Monat Juni hat uns die Testmama im Rahmen der Eltern-Kind-Blogparade mal wieder ein “ernsteres” Thema vorgegeben: die Kinder-Betreuungssituation in Deutschland. Viele erwarten sehnsüchtig den 1. August 2013, weil ab diesem Datum jedes Kind einen Rechtsanspruch auf einen KiTa-Platz hat.
Wie sieht es bei uns aus? Nun wir wohnen nicht wirklich in der Stadt, deren Namen wir in unserer Adresse führen. Wir wohnen einige Kilometer davon, regelrecht im Niemandsland. Das hat einige Nachteile, bei der Suche nach einem Krippenplatz war es aber sehr von Vorteil.
In der Stadt selbst kann man Kinder erst für einen Betreuungsplatz anmelden, wenn sie geboren sind. Das finde ich prinzipiell auch richtig, denn erst dann hat das Kind einen Namen und man kann auch beurteilen, ob es diesen Platz auch wirklich benötigt und vor allem wann. Was nützt es mir, wenn ich vier Monate vor Geburt einen Betreuungsvertrag unterschreiben muss und dabei noch nicht einmal weiß, ob bei der Geburt alles glatt läuft und wie lange ich danach zu Hause bleiben möchte? So allerdings war es bei uns, denn in unserer Wunsch-KiTa gab es nur einen einzigen Platz für ein Kind unter einem Jahr. Den Vertrag dafür haben wir im Februar 2009 unterschrieben; Geburt war Anfang Juni.
Bevor nun alle fragen, warum ich nicht wenigstens ein oder gar zwei Jahre zuhause geblieben bin: zum Einen ist es eine Geldfrage (die wir sicherlich geklärt hätten), zum Anderen ist mir meine finanzielle Unabhängigkeit wichtig – und die ist eng verbunden mit meiner Arbeitsstelle. Um es mal anders zu erklären: in der Steuerberatung hat man besonders am Jahresanfang viel zu tun. Wenn man da bis beispielweise Juli in Elternzeit ist, muss jemand anderes diese Aufgaben übernehmen; mitunter wird also die Stelle neu besetzt.
Wir haben es nicht bereut, dass unsere Tochter schon mit knapp 8 Monaten eine Krippe besucht hat. Klar verpasst man etliche Meilensteine in ihrer Entwicklung. Es ist schon etwas seltsam, wenn einem das eigene Kind eines Tages entgegengelaufen kommt und seine ersten Schritte zuvor in der KiTa zurückgelegt hat. Oder wenn es auf einmal auf einem eigenen Löffel besteht, wo es zuvor doch immer gefüttert werden musste bzw. wollte. Dafür hat sie aber in der KiTa viel mehr Möglichkeiten als daheim. Selbst die intensivste Betreuung durch Eltern und/oder Großeltern kann niemals so viel Abwechslung bieten. Dazu müsste man schon ein unglaubliches Animationsprogramm aufstellen – das kann sicher keiner, schon gar nicht über Jahre hinweg.
Als großen Vorteil sehe ich persönlich die Entwicklung der sozialen Fähigkeiten. Ich kenne viele Kinder, die drei oder mehr Jahre zuhause betreut wurden. Ich möchte Niemandem zu nahe treten, aber viele von diesen Kindern kleben regelrecht an ihren Eltern und kennen einige Dinge gar nicht. Teilen, was ist das? Oder ganz banale Dinge wie Umgangsformen, Tischmanieren und dergleichen. In der KiTa wird am Tisch gegessen und sitzen geblieben, bis der letzte fertig ist. In manchen Elternhäusern scheint es noch nicht mal einen Tisch zu geben; zumindest kommt mir das manchmal so vor. Und nein, ich bin nicht streng, auch ich weiß, dass ein Kind nicht unbedingt eine halbe Stunde still sitzenbleibt. Aber wenn es nicht mal die Eltern tun…
Ich habe wie gesagt anfangs nur 3 Stunden am Tag gearbeitet. Da war die Kleine von 8 bis 11:30 Uhr in der Krippe. Mit Kind ins Büro wäre gar nicht möglich gewesen; das hatte ich als Krankheitsvertretung einmal. Es ist dort selbst für ein Baby viel zu langweilig. Da alle konzentriert arbeiten müssen, herrscht Totenstille – das wird nichts mit Kleinkind 😉
Ich gebs ja zu, ich bin eine *Glucke*… mein Kind war bis zu ihrem 3. Geburtstag zu Hause bei mir … ich konnte es mir absolut nicht vorstellen, sie in anderer Leute Hände zu geben, zumal ich grad in den ersten 2 Jahren alles selber miterleben wollte. Ging bei uns auch alles ganz gut, da ich dann abends, als mein Mann heim kam, zur Arbeit ging… von daher hatte ich da nichts verpasst 😉
Das 1. Jahr war ich voll zu Hause und habe es auch voll und ganz genossen … dass du dir Sorgen um deinen Job machst, kann ich nachvollziehen, aber es müsste für jeden Arbeitgeber möglich sein, diese Zeit zu überbrücken, ohne dass du selber um deinen Job bangen musst.
Heftig finde ich es, dass du dich schon VOR der Geburt um einen Kita-Platz bemühen musstest … das find ich echt irre … was es nicht alles gibt…
LG Bibi
Ja, ja, bei einigen Eltern wundert man sich wirklich, was für Vorbilder sie ihren Kindern sind. Aber vermutlich merken sie das selbst nicht einmal.
Mit 8 Monaten in die Kita… da verpasst Du wirklich eine Menge. Auch wenn ich durchaus Deiner Meinung bin, dass die Kids möglichst bald den gemeinschaftlichen Umgang lernen sollen, ist mir das doch noch etwas früh für eine tägliche Fremdbetreuung. Da sollte der Arbeitgeber – auch ein Steuerberater – so flexibel sein, dass man (Frau) einige Tage pro Woche arbeitet oder (was ich mir gut vorstellen kann, weil ich es mit Bea selbst gemacht hab) das Kind mit ins Büro bringt.